Die Dortmunder Schülerin Bahar Demir nahm am Jugendlandtag teil
Einmal im Jahr lädt der Landtag Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren aus ganz Nordrhein-Westfalen zum Jugendlandtag nach Düsseldorf ein. Sie übernehmen im Plenarsaal den Platz ihrer Abgeordneten und diskutieren drei Tage lang über verschiedene Themen.
Für die Landtagsabgeordnete Anja Butschkau (SPD) nahm in diesem Jahr die 16-jährige Bahar Demir am Jugendlandtag teil. Die Schülerin der Gesamtschule Gartenstadt bewarb sich mit der Frage „Warum läuft Politik in Deutschland so langsam?“ bei der Abgeordneten. Nun konnte sie selbst erleben, wie Politik auf Länderebene organisiert wird.
Zwei Tage lang wurde die finale Plenarsitzung in Fraktions- und Ausschusssitzungen vorbereitet. Es lagen zwei Anträge vor, die die Jugendlandtagsteilnehmer*innen des letzten Jahres vorbereitet hatten. Einer forderte die Stärkung der politischen Bildung, ein zweiter Antrag eine attraktivere berufliche Ausbildung. In Anhörungen wurden Sachverständige angehört.
Bahar Demir beteiligte sich im Wissenschaftsausschuss, der den Antrag zur beruflichen Ausbildung behandelte. In vielen Ausbildungsberufen gebe es momentan einen Fachkräftemangel, gerade im Handwerk. „Ich habe im Wissenschaftsausschuss richtig Power gegeben, um den Antrag zu verbessern. Ich finde, es reicht nicht aus, in Schulen nur für Ausbildungsberufe zu werben. Es hat sich doch in den Köpfen der Menschen verfestigt, dass ein Ausbildungsberuf nicht so viel wert ist.“
Deshalb hätte sie sich weitergehende Maßnahmen gewünscht, die Ausbildungsberufe strukturell besser gestellt hätten. In den Schulen müsste zudem viel gezielter daran gearbeitet werden, dass Jugendliche eine Berufsausbildung anstreben.
Gar nichts anfangen konnte Bahar mit dem Argument aus Reihen der CDU- und FDP-Jugend-MdLs, man solle lieber kleine Schritte umsetzen, als gar nichts. „Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr eine tiefe Wunde mit einem kleinen Pflaster heilen könnt?“, erwiderte sie in der Ausschusssitzung darauf.
Der Höhepunkt war für Bahar die Plenarsitzung am letzten Tag. „Es ist beeindruckend in diesem Saal zu sitzen und Demokratie in der Praxis zu erleben.“ Sie könne anderen daher nur empfehlen, dies selbst zu erleben. Besonders gefiel ihr auch das gute Miteinander über die Parteigrenzen hinweg: „Die Parteizugehörigkeit hat keine große Rolle gespielt. Man kam mit vielen ins Gespräch.“
Auch in der Zukunft wolle sie sich politisch einbringen, denn es gibt einige Anliegen, die sie stören und nachdenken lassen. So sieht sie im Bildungssystem viel Ungerechtigkeit und Handlungsbedarf. „Ich will dem entgegentreten. Ich möchte etwas bewegen. Momentan weiß ich aber noch nicht, ob ich das in einer Partei tun möchte“, sagt Bahar offen.
Bild: Louis Assauer, der im letzten Jahr für Anja Butschkau am Jugendland teilnahm, stand Bahar Demir mit Rat und Tat zur Verfügung. Foto: B. Demir