Der Landtag von Nordrhein-Westfalen lud in der letzten Woche zum 9. Jugend-Landtag ein. Jugendliche aus dem ganzen Land nahmen für drei Tage die Plätze der Abgeordneten ein und simulierten eine Plenarwoche. In diesem Jahr nahm Jan Paul Möllmann aus Barop teil. Der 19-Jährige Fach-Abiturient vertrat die SPD-Abgeordnete Anja Butschkau, bei der er sich um einen Platz beworben hatte.
Für Jan Paul Möllmann war die Teilnahme am Jugend-Landtag „eine mega Erfahrung“. Er war Abgeordneter der 69-köpfigen SPD-Fraktion. „Auch wenn wir in unserer Fraktion nicht immer einer Meinung waren, haben wir immer einen Kompromiss gefunden und sind mit einer superklaren Linie in die Diskussion mit den anderen Fraktionen gegangen.“
Besonders gefiel ihm das Zusammengehörigkeitsgefühl in der SPD-Fraktion. „Auch außerhalb des offiziellen Programms haben wir viel zusammen unternommen und über aktuelle politische Themen diskutiert. Es war klasse, welch großes Interesse es an Politik gab. Auch nach dem Jugend-Landtag wollen wir weiter in Kontakt bleiben.“
Unverständlich fand Möllmann die ideologische Einstellung manch anderer Jugend-Landtagsmitglieder in den anderen Fraktionen. „Ich konnte es nicht fassen, wie Leute da eine arbeitgeberfreundliche Politik einforderten, obwohl sie selbst noch nie Geld verdienen mussten.“ Über die Einstellung der AfD-Jugendabgeordneten zeigte er erschrocken: „Sie traten mit derselben unerträglichen Rhetorik auf wie die AfD. Als am Ende der Abschlussfeier neben der deutschen Nationalhymne auch die Europahymne gespielt wurde, blieben sie geschlossen sitzen.“
Der Jugend-Landtag diskutierte in den drei Tagen über ein NRW-weites Azubi-Ticket, das auch für Teilnehmer*innen von Freiwilligendiensten gelten soll, über die geplante Änderung des NRW-Polizeigesetzes, die Erhöhung des Mindestlohns und Informatik als Pflichtfach an Schulen. In Fraktions- und Ausschusssitzungen, Anhörungen und der großen Plenarsitzung wurden parlamentarische Prozesse simuliert.
Die Beschlüsse des Jugend-Landtags haben zwar keine Bindung, werden aber in einer der nächsten Plenarsitzungen von den „richtigen“ Landtagsabgeordneten aufgerufen und debattiert. Möllmann: „Vielleicht sind unsere Beschlüsse ja auch ein hilfreicher Impuls für den Landtag, der am Ende auch umgesetzt wird.“