Die Fälle von schwerem und jahrelangem Kindesmissbrauch in Lügde, Bergisch Gladbach und Münster haben unsere Gesellschaft schwer erschüttert – und mich als Mutter ganz besonders.
Nachdem drei dramatische Fälle dieser Art in nur 1,5 Jahren in NRW aufgedeckt wurden, mussten wir uns fragen: Wie konnte es dazu kommen? Wie konnten Jugendämter und Ermittlungsbehörden derart versagen? Diesen Fragen geht der Parlamentarische Untersuchungsausschuss IV „Kindesmissbrauch“ seit Sommer 2019 nach.
Doch schon jetzt ist klar: Es besteht ein strukturelles Problem beim Kinderschutz. Wenn einzelne Behörden unabhängig voneinander handeln und keine Absprache untereinander erfolgt, können Verantwortlichkeiten nicht klar zugeordnet werden.
So konnte es passieren, dass die Opferkinder jahrelang allein gelassen wurden. Nicht nur von ihrer Familie, ihren Nachbarn, den sozialen Einrichtungen und den Behörden – sondern auch und nicht zuletzt von der Gesellschaft.
Kinderschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und geht uns alle an! Deshalb ist es gut, dass die Kinderschutzkommission des Landtags Ende letzten Jahres die Arbeit aufgenommen hat. Einen Anfang hat die Kommission mit der Einrichtung der neuen Landesfachstelle, die das Fachwissen von Experten bündeln und die verschiedenen Akteure miteinander vernetzen soll, gemacht.
Das kann aber nur ein erster Schritt hin zu einer umfassenden Qualitätsentwicklung und -sicherung im Kinderschutzsystem sein. Prävention ist nicht nur Sache der Politik, sondern auch der Gesellschaft. Wir müssen alles dafür tun, Kinder vor jeglicher Art von Gewalt zu schützen und ihr Recht auf ein unversehrtes, gesundes Aufwachsen zu sichern.
Es liegt an uns, den Opferkindern jetzt eine Stimme zu geben und das Thema Missbrauch zur öffentlichen Debatte zu machen.
Damit sich die schrecklichen Taten in Lügde, Bergisch Gladbach und Münster nicht wiederholen.
Damit kein Kind mehr allein gelassen wird.