Die SPD hat es lange gefordert, die Landesregierung greift es nun endlich im Rahmen eines Modellprojektes auf: die kultursensible Pflege von pflegebedürftigen Menschen. Die erste Generation der Migrant*innen hat unter erschwerten Bedingungen einen großen Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet. Aufgrund ihrer Lebensbiografie sind sie spezifischen Belastungen ausgesetzt, die im Alter akuter werden. Das kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel schwierige Wohnverhältnisse und Altersarmut aufgrund ihrer ehemaligen Beschäftigungsverhältnisse unter Tage oder in Akkordarbeit. Auch psychische Schwierigkeiten, die sich im Zuge der Migration oder durch Generationenkonflikte, Diskriminierungserfahrungen und Einsamkeit entwickelt haben, können für Senior*innen mit Einwanderungsgeschichte ein großes Problem im Alter sein.
Die SPD-Fraktion im Landtag NRW hat das Thema schon vor knapp zwei Jahren auf die Agenda gesetzt und bereits im Dezember 2018 die Förderung einer kultursensiblen Pflege und Altenhilfe eingefordert. Nun ist die schwarz-gelbe Landesregierung unserer Forderung endlich gefolgt und hat dazu ein Modellprojekt gestartet. Nun haben 22 Kommunen in Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit, sich für das Förderprogramm „Guter Lebensabend NRW“ zu bewerben.
Die Dortmunder SPD-Landtagsabgeordneten Volkan Baran, Anja Butschkau, Nadja Lüders und Armin Jahl freuen sich über diesen integrationspolitischen Erfolg der SPD: „Seniorinnen und Senioren mit Einwanderungsgeschichte benötigen die gleiche Aufmerksamkeit und Achtung in ihrem Lebensabend wie Seniorinnen und Senioren ohne Einwanderungsgeschichte. Es ist ein Gebot der Wertschätzung und des Respekts gegenüber ihrer Lebensleistung, dass wir uns als Gemeinschaft für eine kultursensible Pflege einsetzen. Wir freuen uns sehr darüber, dass der SPD-Vorstoß dazu nun auf Landesebene Früchte trägt.“
Interessierte Kommunen können bis zum 16. Oktober 2020 ihr Interesse bekunden, an dem Modellprojekt teilzunehmen. Für das Programm stehen allein in diesem Jahr bis zu drei Millionen Euro zur Verfügung. Die ausgewählten Modellkommunen sollen in den kommenden zweieinhalb Jahren Erfahrungen sammeln, wie den spezifischen Bedürfnissen von Seniorinnen und Senioren mit Einwanderungsgeschichte bei der Altenhilfe und -pflege Rechnung getragen werden kann.
Nach aktuellen Angaben leben 520.000 Menschen mit Einwanderungsgeschichte in NRW, die älter sind als 65 Jahre. Die meisten gehören zur sogenannten ersten Generation von Migrant*innen, die im Rahmen von Anwerbeabkommen ab 1955 nach NRW gekommen sind und den wirtschaftlichen Aufschwung mitgetragen haben.