„Ob überhaupt jemand anruft?“, so lautete die Frage meines Mitarbeiters Jan, als wir gestern Abend in unserem Büro zur vereinbarten Telefonsprechstunde saßen. Er hatte die Frage noch nicht ganz ausgesprochen, da ging es auch schon los: Nach einem Anruf einer geschätzten Genossin und AWO Freundin ( ? Renate) häuften sich die Anrufe gestresster Frauen, die Fragen zum geplanten Schulstart, aber auch zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch und gerade jetzt in Corona Zeiten, hatten. Ja, und dann gab es noch die Frauen, die befürchteten, dass wir durch diese Krise langersehnte Erfolge im Kampf um die Gleichstellung wieder aufgeben müssen.
Versteht mich bitte nicht falsch: Ich danke jeder Frau ganz ganz herzlich für ihren Anruf! Zeigt er mir doch, dass meine Bemühungen rund um das Thema Gleichstellung und Vereinbarkeit gesehen und meine erst kürzlich gestarteten Blogs auch gelesen werden. Das freut mich wirklich sehr, weil ich nicht sicher war, ob meine Bemühungen ankommen!
Aber nun zurück zu meinem eigentlichen Thema: Leider erleben wir in diesen Zeiten häufiger einen Rückfall in traditionelle Rollenbilder. Es ist nun wirklich nicht verwunderlich, dass die Schließung von Kindertageseinrichtungen und Schulen, aber auch die Sperrung von Spielplätzen die Lebensrealität der Familien grundlegend verändert hat. Und neben den Kindern sind Frauen von diesen Veränderungen besonders betroffen: Einerseits arbeiten sie überwiegend in den Berufen, die jetzt systemrelevant sind, also im Supermarkt, im Krankenhaus, im Pflegeheim, in der KiTa. Außerdem verdienen Frauen nach wie vor im Schnitt weniger als Männer, in Kurzarbeit haben sie dann noch weniger Geld zur Verfügung. Und es ist zu befürchten – und zumindest meine geführten Gespräche bestätigen meine Annahme, dass überwiegend Frauen jetzt in der Krise beruflich zurückgesteckt und die Kinderbetreuung und das Homeschooling in den Familien übernommen haben. Und über Beförderungen müssen wir in dieser Phase jetzt überhaupt nicht nachdenken: Dass Frauen in dieser Zeit der Doppel- und Dreifachbelastung befördert werden, ist unwahrscheinlich. Der Aufstieg in Führungspositionen ist für Frauen gerade also noch schwieriger geworden.
Deshalb muss diese Krise auch Anlass sein, Gleichberechtigung und gerechte Bezahlung noch viel stärker als bisher einzufordern.
Und dann komme ich wieder zu einem meiner Lieblingsthemen, nämlich die Einführung eines Paritätsgesetzes. Wir brauchen mehr Frauen in der Politik, aber auch in Führungspositionen, in Vorständen und überall dort, wo Entscheidungen getroffen werden. Ich weiß, es gibt Stimmen, die sagen, dass wir in einer derartigen Krise die Wirtschaft mit derartigen „Gedöns Diskussionen“ verschonen müssen. Dafür habe ich aber kein Verständnis- tut mir leid! Ich werde weiter kämpfen für die Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen, in allen Bereichen und zu jeder Zeit! Nehmt mich beim Wort!