Clemens Tönnies ist zur Zeit nicht wirklich zu beneiden. Das zumindest dürfte die Meinung seines Buddys Uli Hoeneß sein – so unter Wurstfarbikanten und Fußballkumpels versteht man sich halt. Teilweise erinnere ihn (Hoeneß) das an seine Zeit mit der Steuersache, wird er in diesen Tagen zitiert. Dass diese lapidare Steuersache gar nicht so lapidar war, sondern eine Straftat, die ihm immerhin 1 Jahr und 9 Monate Freiheitsentzug einbrachte – eigentlich hätten es ursprünglich sogar 3 ½ Jahre sein sollen – scheint er sehr schnell vergessen zu haben.
Und da sind wir bei dem Problem. Wir haben es mit einer Kaste von Unternehmern und Vermögenden zu tun, die meinen, für sie gelten keine Grenzen. Die meinen, dass sie alles dürften, weil sie sich ja durch ihre angeblich so harte Arbeit so viel geleistet und verdient haben. Geld darf alles!
Doch ist das so? Baut der Reichtum auf allein seinem Fleiß auf? Immer wieder gerät er in die Schlagzeilen: Steuerhinterziehung, Cum-Ex-Geschäfte, Kartellverstöße. Und waren es nicht viel mehr die billigen Arbeitskräfte aus Osteuropa, die die Gewinnmarge von Tönnies in die Höhe trieben?
Das System Tönnies ist auf jeden Fall ein sehr erfolgreiches. Auch aus machtpolitischer Sicht. Immerhin konnten sich die unhaltbaren Arbeits-, Hygiene- und Beschäftigungsbedingungen über viele Jahre überleben. Und das ist der Knackpunkt! So lange er im Hintergrund immer wieder einen „Dummen“ findet, der ihn weiter unterstützt und ihm Türen öffnet, so lange bleibt das System Tönnies erhalten.
Da fiel mir die Kinnlade auf die Tischkante
Taten sich bis jetzt eher Bilder im Kopf auf von christdemokratischen Provinzpolitikern mit eigenem Bauernhof, die sich (neben Hoeneß) für Tönnies einsetzen, fiel mir in dieser Woche wahrlich die Kinnlade auf die Tischkante. Wurde doch bekannt, dass mit Sigmar Gabriel ausgerechnet ein ehemaliger SPD-Parteivorsitzender dem Schnitzel-Baron die Türen öffnete. Jener Sigmar Gabriel, der in Reden vor Genossinnen und Genossen gerne seine politische Sozialisation bei der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken erwähnt. Das ist nicht nur enttäuschend, sondern eines Sozialdemokraten nicht würdig!
Daher müssen wir die Floskel von oben etwas revidieren: Geld darf nicht alles. Geld schafft alles! Es bekehrt sogar die ungläubigen Nicht-Kapitalisten. Und das ist die Gefahr, der wir als Sozialdemokrat*innen entschieden entgegen treten müssen! Nicht die Interessen einzelner reicher Menschen – erst recht nicht, wenn ihr Reichtum auf der Ausbeutung anderer Menschen beruht – dürfen bei uns im Vordergrund stehen! Nein, wir müssen die Partei der Menschen sein, die ihr Leben lang hart arbeiten, um andere reich zu machen. Die die Hoffnung haben, dass es am Ende des Tages ihre Kinder einmal besser haben und ihr eigenes Erspartes ausreicht, um die Rente etwas aufzubessern.
Die Wirtschaft ist für den Menschen da, nicht umgekehrt. Aber das sind Ansichten, die Kapitalisten wie Tönnies und Hoeneß nie verstehen werden…