Die Hände mit Stacheldraht gefesselt, wurden sie getrieben von der Steinwache im Dortmunder Norden und der Gestapo-Wache in Dortmund Hörde aus. Sie, das waren 300 Zwangsarbeiter aus verschiedenen europäischen Ländern und Widerstandskämpfer. Alle umgebracht in der Zeit vom 7. März bis 12. April 1945 auf einer Waldlichtung in der Bittermark, im Rombergpark und auf einem Eisenbahngelände zwischen Hörde und Berghofen.
Jedes Jahr am Karfreitag wird an die Opfer erinnert, mit einer Veranstaltung am Mahnmal in der Bittermark, das 1960 offiziell eingeweiht wurde. Für mich ist die Teilnahme an der Veranstaltung bereits zur Tradition geworden. Jedes Jahr am Karfreitag besuche ich mit meiner Familie die Gedenkveranstaltung. Heute kann ich es nicht tun – das katastrophale Corona Virus hat dafür gesorgt, dass die Gedenkfeier in der Bittermark abgesagt werden muss.
Dank der „Botschafter_innen der Erinnerung“ wird es aber heute eine virtuelle Gedenkfeier auf Facebook, Instagram und YouTube geben. Auch die Stadt Dortmund wird diese auf ihren Social Media Kanälen übertragen. Ich freue mich immer wieder, wenn ich sehe, dass gerade junge Menschen den Kampf gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit aufnehmen. Wenn sie sich mit dem Thema auseinandersetzen und bereit sind, sich an friedlichen Aktionen gegen rechte Verbrecher*innen einzusetzen.
So fing übrigens bei mir auch alles an! Nein, nicht in der Bittermark, sondern in Wattenscheid. In dem Bochumer Stadtteil, in dem ich aufwuchs und später Abitur machte, gab es auch die Landeszentrale der NPD.
In der Pubertät wurde ich von einigen Lehrer*innen unterrichtet, die nicht müde wurden, uns auf die Landeszentrale hinzuweisen und uns zu vermitteln, welche Greueltaten von den Nazis verübt wurden. Als mich letztens Jugendliche einer Besuchergruppe im Landtag fragten, wann mein politisches Engagement anfing, habe ich genau diese Zeit angegeben. Ich war kein Mitglied einer Partei, aber ich habe mich engagiert. Nicht alleine, sondern mit vielen anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Inspiriert und begleitet wurden wir von dem leider bereits verstorbenen Hannes Bienert, einem weit über die Grenzen Wattenscheids hinaus bekannten Antifaschisten. Wir ließen uns einiges einfallen. So habe ich noch gut in Erinnerung, dass wir die Wattenscheider Stadthalle wischten, nachdem die NPD dort getagt hatte. Auch nach dem Abitur im Studium und später im Beruf setzte ich mich immer wieder gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus ein. Auch in Dortmund war ich viele Jahre lang Mitglied im Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus.
Diese Auseinandersetzung ist mir sehr wichtig, nein, sie ist völlig selbstverständlich für mich. Umso unerträglicher ist es mitzuerleben, dass die AfD in den Parlamenten sitzt. Aber ich halte es aus und werde weiter kämpfen. Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechsextremismus, das verspreche ich. Und ehrlich: Ich kann auch gar nicht anders!